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Heft 16,
Dezember 1993, 04. Jhrg
Editorial
Mit dieser Ausgabe wird der 4. Jahrgang
von Z abgeschlossen. Damit geht ein weiteres Jahr zu Ende, das - wie die vorherigen
- vom Bemühen um Orientierung in einer durch den und nach dem Zusammenbruch
des Realsozialismus in Europa veränderten Welt geprägt war. Wir halten
uns und unseren Lesern zugute, daß wir bisher über die mit dem Epochenumbruch
verbundenen Fährnisse hinwegkommen konnten. Das Projekt unseres pluralistischen
Publikations- und Diskussionsorgans im Rahmen der marxistischen Linken geht den
5. Jahrgang mit einer erweiterten Redaktion und dem Versuch eines kollektiven
und arbeitsteiligen Produktionsregimes an. Die von den Herausgebern berufene Redaktion
hat sich gemeinsam mit diesen auf folgende Verantwortlichkeiten ab 1.1.1994 verständigt:
Koordination, Kontakte mit dem Redaktionsbeirat, Außenrepräsentation,
Verantwortlichkeit für den Teil "übrige Beiträge": André
Leisewitz und Jürgen Reusch; Rubrik "Standpunkte": Heinz Jung;
Rubriken "Berichte", "Kritik, Diskussion, Zuschriften": Klaus
D. Fischer; Rubrik "Buchbesprechungen": Reinhard Schweicher; ein weiteres
Redaktionsmitglied wird Henning Böke sein. Auch in Zukunft ist die Veröffentlichung
von Beiträgen aus der AG Marx-Engels-Forschung beim IMSF vorgesehen, die
unter redaktioneller Betreuung von Winfried Schwarz, einem der Sprecher dieser
AG, erscheinen werden.
Die "Schwerpunkte" werden unter wechselnden personellen Verantwortlichkeiten
vorbereitet und realisiert. Angestrebt wird jeweils die Bildung kleiner Arbeitsgruppen.
Für 1994 haben wir uns auf folgende Schwerpunkte verständigt:
Z 17 (März 1994): "Sozialismus: Erfahrungen - Diskussionen - Konzeptionen
II" (Heinz Jung);
Z 18 (Juni 1994): "Anthropologische Lücke im Marxismus?" (Henning
Böke, Klaus D. Fischer);
Z 19 (September 1994): "Gewerkschaften" (André Leisewitz);
Z 20 (Dezember 1994): "Marxismus/Historismus/Restauration" (Reinhard
Schweicher, Klaus D. Fischer).
Für das 1. Halbjahr 1995 sind Schwerpunkte zum 100. Todestag von Friedrich
Engels (Jürgen Reusch) und zum Komplex "Demokratie, Kapitalismus, Emanzipation"
(Heinz Jung) vorgesehen. Nach aktuellen Gesichtspunkten und vorhandenen Verwirklichungsmöglichkeiten
möchten wir in Zukunft auch "kleine Schwerpunkte" mit jeweils ca.
drei Beiträgen anvisieren.
Redaktionsschluß für das jeweils folgende Heft ist wie schon bisher
der 15. Januar, April, Juli und Oktober. Wir möchten die Leserinnen und Leser
zur aktiven `Beteiligung auffordern. Größere Anstrengungen sollen auch
dem Aufbau internationaler Kontakte und Verbindungen gewidmet werden.
Mit Z 16 präsentieren wir ein kompaktes und breit gefächertes Lese-,
Informations- und Diskussionsangebot, das hoffentlich gerade zu den Tagen um Weihnachten
und Neujahr den Bedürfnissen der Z-Leserinnen und - Leser gerecht zu werden
vermag.
Wir eröffnen mit einem Beitrag von Alexander Charlamenko (Moskau), der die
Entwicklung Rußlands und ihre Perspektiven nach Jelzins Blutsonntag von
Anfang Oktober analysiert und kommentiert.
Mit dem Schwerpunkt beabsichtigen wir, eine erste Zwischenbilanz der Überlegungen
und Neuansätze sozialistischer Alternativen und Perspektiven vorzustellen.
Dabei zeigt sich, daß auch gedanklich ein neuer Sozialismus nicht einfach
wie Phönix aus der Asche des verbrannten Realsozialismus aufersteht. Nach
wie vor ist die Beurteilung der realsozialistischen Vergangenheit eine wesentliche
Differenzierungslinie. Mit dem Zusammenbruch in Europa ist sie zwar als gesellschaftliche
Realität heute getilgt, aber was bleibt, ist gegenwärtig erst schwer
zu fassen. Wie man aus den Shakespearschen Dramen weiß, ist die beschworene
Macht des Gestern immer auch eine Dimension des Heute. In dieser Spannung stehen
wohl auch die meisten der folgenden Beiträge.
Angesichts der vorliegenden und noch zugesagten Beiträge sahen wir uns veranlaßt,
den Schwerpunkt zu teilen. Z 17 wird also Teil II der 'Neuansätze nach dem
Crash' bringen (siehe auch die "Vorschau"). Beide Teile sollten in der
Sicht der Redaktion als Einheit betrachtet werden. Insgesamt hatten wir uns bemüht
- auch weil am ehesten zugänglich - Autorinnen und Autoren aus dem deutschsprachigen
Raum zu gewinnen. Eine internationale Zwischenbilanz sollte einem der späteren
Hefte vorbehalten bleiben.
Wir beginnen den Schwerpunkt mit einer formationstheoretischen Beurteilung und
Einordnung des Realsozialismus als untergegangene Realisierungsform der Moderne
(Juchler, Zürich). Die folgenden Beiträge von Hoffmann (Luxemburg),
Brie und Gerns rücken, auch je von unterschiedlichen Segmenten sozialistischer
Vergangenheit geprägt, unterschiedliche Aspekte in den Mittelpunkt ihrer
Betrachtungen. Kalt (Wien) macht sich auf die Fährte einer Gesellschaft sozialistischer
Warenproduktion, während im Beitrag Düe/Tjaden die Anforderungen eines
ökologischen Umbaus in die politische Gegenwart geholt werden. Schließlich
wird mit den Ansätzen Antonio Gramscis ein zivilgesellschaftlicher Sozialismus
ausgelotet (Kebir).
Theoriegeschichtliche Aspekte der marxistischen Sozialismus-Konzeption werden
im Teil "Sozialismus-Vorstellungen: Marx und seine Zeitgenossen" in
den Beiträgen von Jahn, Jungnickel, Vollgraf und Löbig vorgestellt und
kritisch erörtert. Es handelt sich um Materialien der AG Marx-Engels-Forschung
beim IMSF, deren redaktionelle Betreuung Winfried Schwarz, einem der Sprecher
dieser AG, oblag.
Wie schon in Z 15 angekündigt, beginnen wir in der Rubrik "Standpunkte"
mit der Veröffentlichung von Stellungnahmen (Böke, Jung, Seppmann) zum
Komplex "Was ist marxistische Erneuerung heute?" Dies wird in den folgenden
Heften fortgesetzt. Wir bitten um rege Beteiligung.
Die "weiteren Beiträge" umfassen einen breiten Themenfächer,
darunter auch Fragen, die erstmals in Z behandelt werden, so der Kommunitarismus
(Cabalo) und Trotzki und die Vierte Internationale (Wernicke). Wichtig erscheint
uns auch der Beitrag von Heininger über die internationale Rolle Deutschlands,
mit dem Linien vergangener Hefte fortgeführt werden. Schließlich wird
deutsche Realität '93 in den Beiträgen von Baldeweg und Bessau ausgelotet
und zum Bewußtsein gebracht.
Unsere "Berichte" können leider immer wieder nur über einen
kleinen Ausschnitt linker und marxistischer Diskussionen von Politik und Theorie
informieren. Wir hoffen aber, damit zur Schaffung linker Öffentlichkeit beitragen
zu können. Interventionen und Meinungsäußerungen für die
Rubrik "Diskussion, Kritik, Zuschriften" sollten in Zukunft einen Umfang
von etwa 3 Druckseiten nicht überschreiten. Leider konnten wir nicht alle
vorliegenden Texte veröffentlichen. Die Rubrik "Buchbesprechungen"
präsentiert sich wieder mit üblichem Standard und Umfang.
Mit dem Eifer der Redaktion und der Zuverlässigkeit der Autorinnen und Autoren
hat Z 16 das Umfangslimit wieder weit überschritten. Wir müssen bekennen,
daß die gegenwärtige Verkaufsauflage die damit verbundenen Mehrkosten
nicht deckt. Die Lücke könnte nur geschlossen werden, wenn zusätzliche
Einzel- und Kommissionsbestellungen, Neu- und Geschenkabos den Ausgleich schaffen.
Möglicherweise sind gerade die kommenden Tage und Wochen besonders geeignet,
potentielle Interessenten mit Z bekannt zu machen. Der Nutzung des beiliegenden
Bestellzettels sind keine Grenzen gesetzt. Wir sind bestrebt, prompt zu liefern.
Wir hatten schon in Z 15 über die neuen Preise ab 1.1.1994 informiert (siehe
Impressum). Wir hoffen, daß diese, auch angesichts des erweiterten Text-
und Themenangebots von unseren Leserinnen und Lesern akzeptiert werden können.
Auch Spenden sind eine Unterstützungsmöglichkeit von Z. Leider schieben
die Finanzbehörden die Entscheidung über die Gemeinnützigkeit des
Forum Marxistische Erneuerung e.V. (Gründungs- und Trägerverein von
Z) immer wieder auf die berüchtigte lange Bank. Wir hoffen aber, daß
1994 endlich die positive Entscheidung bringen wird.
Zu Weihnachten und zum Jahreswechsel grüßen Herausgeber, Redaktion
und die Produktionsbeteiligten die Leserinnen und Leser sowie die Autorinnen und
Autoren von Z sehr herzlich und wünschen ein erfolgreiches Jahr 1994.
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