Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung
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Heft 14, Juni 1993, 04. Jhrg

Editorial

Mit dem Schwerpunkt dieser Ausgabe bringen wir die III. Folge von Beiträgen zum Thema "Ursachen und Konsequenzen des Zusammenbruchs des Realsozialismus in Europa: Annäherungen". Damit werden wir uns nicht von diesem Thema verabschieden können, denn die durch den Epochenbruch gesetzten Bedingungen durchdringen alle Seiten der neuen Realität. Insofern wird dieses Thema weiter im Zentrum der Bemühungen von Z stehen. Wir hoffen jedoch, daß wir mit den drei Folgen Material, Ansätze und Interpretationen veröffentlichen konnten, um den Annäherungsprozeß an die historische und gesellschaftliche Wahrheit zu befördern. Die Schwerpunkte der im 4. Jahrgang noch ausstehenden Hefte lauten "Macht und Herrschaft im Metropolenkapitalismus heute" (Z 15, September 1993; siehe auch die Vorschau in dieser Nummer) und "Sozialismus: Erfahrungen - Konzeptionen - Diskussionen", der Versuch einer Zwischenbilanz der jüngsten Diskussionen und Bemühungen (Z 16, Dezember 1993). Ferner soll auch in diesen Heften jeweils ein aktuelles Diskussionsthema aufgegriffen bzw. fortgesetzt werden.

Der Schwerpunkt der vorliegenden Z 14 wird mit einem Beitrag mexikanischer Sozialisten (Alvarez/Maldonado) eröffnet, der aus der räumlichen Distanz deutschen Lesern sicher einige Grundprozesse deutlicher erkennbar zu machen weiß, als dies aus einer unmittelbaren Perspektive möglich ist. Die folgenden Beiträge von Stiehler, Mohr und Vazjulin beleuchten vor allem philosophische und geschichtstheoretische Aspekte, die in den vergangenen Ausgaben noch unterbelichtet geblieben waren. Das Gespräch mit Professor Vazjulin ist auch insofern aufschlußreich, als es etwas vom Klima der Restauration im heutigen Rußland vermittelt und gerade in einer Realität der tiefsten Niederlage Perspektiven einer kommunistischen Umgestaltung thematisiert. Heininger und Jung rücken unterschiedliche Ebenen und Prozesse des Zerfalls in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen, die für sich als Teilprozesse einer Totalität interpretiert werden können und mit ihren Aussagen, so die Hoffnung der Redaktion, kritische Interventionen der Leser hervorrufen werden. Der Schwerpunkt wird mit einem Beitrag des spanischen KP-Führers Gonzales abgeschlossen, der mit einer politischen Praxisbestimmung der neuen Linken Spaniens eine positive Alternative zur derzeitigen historischen Situation formuliert.

Unter dem Stichwort "DAS THEMA" veröffentlichen wir Stellungnahmen von Bleiber, Butterwegge, Lederer/Mellenthin zu Fragen der Redaktion über "Die Renaissance des Nationalismus und die deutsche Linke". Diesen Block möchten wir auch in Zukunft beibehalten - gezielt auf die Beteiligung an den laufenden und aktuellen Diskussionen der Linken in Deutschland. Diesem Thema war auch die Konferenz am B. und 9. Mai 1993 in Frankfurt/Main gewidmet, deren Mitträger auch Z war. Sie fand nach Redaktionsschluß statt, weshalb wir erst im nächsten Heft darüber berichten können.

Der Aufmerksamkeit der Leserinnen und Leser möchten wir auch die Beiträge von Katzenstein (Transformationsproblem), Graf (Staat), Schimmel (Kohärenzfrage) und König (Macht und Legitimation in Nigeria) empfehlen. Mit den drei letztgenannten Beiträgen beginnen wir praktisch bereits die Erörterung des Schwerpunktthemas des nächsten Heftes. Dem durch die finanziellen Bedingungen diktierten Limit von 176 Seiten mußten wir dieses Mal die Rubrik Kritik/Zuschriften opfern. Dafür kann der Rezensionsteil wieder in einem für unsere Verhältnisse "üppigen" Volumen erscheinen und wir sind ebenfalls in der Lage, über zwei interessante Tagungen zu berichten.

Soweit noch nicht geschehen, bitten wir um die Begleichung der Abo-Rechnung für 1993. Daran hängt die Fortexistenz von Z, natürlich auch an der Vergrößerung ihres Bezieherkreises. Vielleicht bietet sich gerade die Urlaubszeit an, potentielle Interessenten auf Z aufmerksam zu machen. Der Nutzung unserer Bestellprospekte sind keine Grenzen gesetzt.

Bedanken möchten wir uns auch für das Verständnis für die unaufgeforderte Übersendung der Broschüre über Josef Schleifstein durch Z und den IMSF e.V. Wer sich an den Kosten beteiligen möchte, sei nochmals aufgefordert, von dem damals beigelegten Überweisungsschein Gebrauch zu machen bzw. seinen Beitrag auf das Konto des IMSF e.V. (Nr.1963-46-604 beim Postgiroamt Frankfurt/M, BLZ 500 100 60) zu überweisen.

Z ist eine Kollektivveranstaltung und ihr regelmäßiges Erscheinen hängt von vielen Helferinnen und Helfern ab. Dazu gehören auch die Übersetzerinnen und Übersetzer. Ihnen möchten wir an dieser Stelle herzlich danken.

Am 27. Februar 1993 starb in Leipzig im Alter von 62 Jahren der herausragende marxistische Historiker Professor Dr. Manfred Kossok. Den Diskriminierungen der Wendepolitk ausgesetzt, kämpfte er unbeirrt für die geschichtliche Wahrheit des sozialistischen Versuchs. Nachdem ihm in der Vergangenheit vor allem die Revolutionsforschung und die Lateinamerikawissenschaften für seine richtungsweisenden Arbeiten zu danken hatten, setzte er nun sein überragendes Talent als Historiker für die Reformulierung einer historisch-materialistischen Grundorientierung und die Verteidigung sozialistischer Positionen ein. Die Entwicklung unserer Zeitschrift verfolgte er mit Interesse und tätiger Teilnahme. Seine Beiträge in Z 6 und Z 12 zählen zum Besten, was Z bisher veröffentlichen konnte. Sein Tod ist für die marxistische Linke ein unersetzlicher Verlust. Umso mehr sollten wir uns veranlaßt sehen, das zu nutzen und fruchtbar zu machen, was er mit seinen Arbeiten und Veröffentlichungen hinterlassen hat.

 
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