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Heft 13,
März 1993, 04. Jhrg
Editorial
Aufmerksame Leserinnen und Leser werden
feststellen, daß die vorliegende Ausgabe nicht ganz der Vorankündigung
in Z 12 (Dezember 1992) entspricht. Vielmehr ist der Schwerpunkt der Behandlung
strategischer und aktueller Gewerkschaftsfragen gewidmet. Die Bedeutung dieses
Komplexes bedarf gegenüber den Lesern sicher keiner besonderen Begründung,
besteht doch weitgehend Übereinstimmung darüber, daß von der Entwicklung
der Gewerkschaften die Möglichkeit demokratischer Gegenmacht in hohem Maße
bestimmt sein wird und dies somit auch eine Grundfrage der marxistischen Linken
hierzulande ist. Besonders die Gewerkschaftstage fordern dazu heraus, sich Klarheit
über die Grundkonstellation und die Haupttendenzen zu verschaffen. Dabei
geht es auch darum, die Dinge beim Namen zu nennen.
Entgegen unserer ursprünglichen Absicht konnte den Ursachen und Konsequenzen
des Zusammenbruchs des Realsozialismus nur ein "kleiner" Schwerpunkt
gewidmet werden. Freilich kann geltend gemacht werden, daß das Kräfteverhältnis
der Klassen und die Situation der Gewerkschaften nicht außerhalb dieser
Thematik gesehen werden kann. Wie auch immer, auch mit dieser redaktionellen Lösung
mußten wir die Umfanglimitierung sprengen und die Überziehungsmöglichkeiten
des gesamten 4. Jahrgangs in Anspruch nehmen. Da dieses Thema - nun als Teil III
- den Schwerpunkt von Z 14 (Juni 1993) bestimmen wird (siehe auch die Vorschau
für Z 14 in diesem Heft), verschieben sich die geplanten und in Z 11 (September
1992) mitgeteilten Schwerpunkte jeweils um ein Heft.
Die vorliegende 13. Z-Ausgabe, wird mit einer aktuellen Analyse der Krise der
Weltwirtschaft und der gespaltenen deutschen Wirtschaft eingeleitet (Goldberg).
Dies verhilft sicher auch jener materialistischen Prämisse zu ihrem Recht,
daß die Ökonomie die Basis der Gesellschaft bleibt und ökonomische
Krisen nicht die besten Zeiten für die Gewerkschaften sind. Die Beiträge
von Deppe, Schmitthenner/Urban und Götz setzen sich mit den Orientierungsfragen
und Alternativen auseinander, wie sie nach den Gewerkschaftstagen sichtbar sind.
Es folgt die Erörterung der Tendenzen des Gewerkschaftstages der IG Metall
(Schäfer), der neuen Ansätze der Internationalisierung der Gewerkschaftsarbeit
in Europa (Schulten), der neuen Produktionskonzepte und der Änderung der
betrieblichen Realitäten als Anforderungen an die betriebliche Gewerkschaftsarbeit
(Strutynski u. Peter) und der gewerkschaftlichen Jugendarbeit (Brinkmann/Seifert).
Wir hoffen, daß damit die in Z 11 (September) begonnene Diskussion substantiell
weitergeführt wird.
Unter dem Generalthema "Annäherung an die Ursachen und Konsequenzen
des Zusammenbruchs des Realsozialismus in Europa ff' sind Beiträge unterschiedlichen
Charakters zusammengefaßt: Eine globale Übersicht über die Gesamtsituation
"danach" (Eric Hobsbawm, London), eine Analyse der Lage in Rußland
nach der Parlamentssession vom Dezember 1992 (Alexander Charlamenko, Moskau),
eine Darstellung der Orientierungsprobleme der südafrikanischen Kommunisten
(Becker) und eine Erörterung des Charakters des Staatseigentums, seiner Verselbständigung
und seines Niedergangs in Rußland (Bischoff).
Der Aufmerksamkeit der Leserinnen und Leser möchten wir auch die Beiträge
von Schmitt, Podszuweit und Böke empfehlen sowie die wieder gut bestückten
Rubriken.
Z 13 erscheint nun in dem schon mitgeteilten und in der Titelei ausgeschilderten
neuen institutionellen Rahmen. Zur Mitarbeit im Redaktionsbeirat wurden gewonnen:
Dr. Joachim Bischoff (Hamburg, Ökonom, Redakteur von "Sozialismus"),
Prof. Dr. Dieter Boris (Marburg, Soziologe, Hochschullehrer), Prof. Dr. Frank
Deppe (Marburg, Politikwissenschaftler, Hochschullehrer), Monika Domke (Köln,
Lehrerin, Redakteurin von "Sozialistisches Forum"), Prof. Dr. Werner
Goldschmidt (Hamburg, Soziologe, Hochschullehrer), Prof. Dr. Horst Heininger (Berlin,
Ökonom), Prof. Dr. Jörg Huffschmid (Bremen, Ökonom, Hochschullehrer,
Mitarbeiter der Memo-Gruppe), Dr. Sabine Kebir (Berlin, Philosophin, Privatdozentin),
Prof. Dr. Ursula Schumm-Garling (Frankfurt/M., Soziologin, Hochschullehrerin),
Dr. Harald Werner (Bremen, Sozialwissenschaftler, Mitarbeiter der PDS).
Die erste Tagung des Redaktionsbeirates fand am 12.12.1992 statt und legte gemeinsam
mit Herausgebern und Redaktion das Programm für 1993 fest. Unterstrichen
wurde der Charakter von Z als eines pluralistischen marxistischen Diskussionsorgans
und als einer Stimme der marxistischen Linken in Deutschland.
Ende März 1993 erfolgt die Auslieferung der broschürten Publikation
"Reale Geschichte als Lehrmeister. Josef Schleifstein 1915 - 1992",
die unserem verstorbenen Mitherausgeber gewidmet ist und von Z mitgetragen wird.
Wir werden uns erlauben, dieselbe potentiellen Interessenten mit der Bitte um
Kostenbeteiligung zuzusenden. Schon jetzt bitten wir um die Hilfe für den
Vertrieb.
Am 8. u. 9. Mai 1993 findet im Bürgertreff Bockenheim (Kurfürstenplatz,
Frankfurt/M.) unter Mitträgerschaft von Z wieder eine BRD-weite Diskussionskonferenz
statt. Weitere Mitveranstalter: isw - sozial-ökologische Wirtschaftsforschung,
München e.V., IMSF e.V., Sozialismus, Hamburg, Sozialistisches Forum, Köln/Frankfurt/M.,
und Utopie kreativ, Berlin. Arbeitstitel: Die Linke, der Nationalismus und die
nationale Frage heute. Wir bitten die Interessenten um Beachtung der Anzeige in
dieser Ausgabe und um baldige Anmeldung.
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